GNTM: Ich dachte, der Roboter wär echt (Staffel 8, Folge 14 - Finale)

In which Germany's Next Topmodel is finally over, the outfits are tasteless, the girls fail at dancing with Psy, a guy in a robot suit totally steals the show and the nail newbie thinks a protest stunt by Femen activists is the best thing to happen to these shows in pretty much forever.

Das Finale ist vorbei, ihr wisst natürlich schon, wer gewonnen hat, aber hier geb ich zum letzten Mal in dieser Staffel meinen Senf dazu. So ein Finale besteht ja zur Hälfte aus Rückblicken, Vorankündigungen und „nur eine kann Germany’s Next Topmodel werden!“, daher gibt’s von mir nur die Highlights und Lowlights:

1. Akt

• Heidi & Co. landen in einem wohl nicht ganz echten Hubschrauber auf der Bühne.
• Der erste Auftritt der Kandidatinnen ist in Superhero-Outfits, die auf den Hüften fett gepolstert sind, also so ziemlich an der ungünstigsten Stelle.
• Burlesque-Training – au weia. Man kann halt mit keinem Arsch wackeln, den man nicht hat. Die Finalistinnen müssen mit je einer Requisite spielen. Sabrina steigt in die Badewanne wie eine Oma mit Hüftproblem, Luise wackelt mit einem Fächer, Lovelyn ist alles peinlich und sie hat einen Hocker, Maike krabbelt auf dem Sofa rum. Maike und Luise kriegen Lob vom Trainer. Ähnlich langweilig ist die Burlesque-Choreo zu Robin Thicke (den kennt ihr nicht? Macht nix, ich kannte den Namen auch nicht, das Lied war bisher auch nicht auf meinem Schirm) – außerdem tragen die Finalistinnen Badeanzüge die aussehen wie aus Geschenkzellophan gebastelt. Sabrina steigt wohlweislich nicht in die Badewanne, sondern präsentiert sie wie auf einem Shoppingkanal.
• Elemente-Walk: Thomas eröffnet ihnen, dass sie die vier Elemente repräsentieren sollen, und fragt gleich mal, was die sind. Alle schauen verlegen, Lovelyn fallen sie dann aber mehr oder weniger ein. Luise ist Erde und bekommt eine Skizze von einem ziemlich coolen bodenlangen Kleid, das hauptsächlich aus einem Gittergerüst besteht und einen sehr hohen Kragen hat. Sie ist nicht sonderlich begeistert und kann sich keine Pose ausdenken. Aus irgendeinem Grund trägt sie beim Walk aber ein ganz anderes, mit einem viel kürzeren Rock und lauter Blumen dran. Was ist da passiert? Maike errät, dass sie wegen der roten Farbe Feuer wird. Das Kleid ist extrem cool. Sabrinas Wasserkleid sieht eher langweilig aus, Lovelyns Luft-Kleid hat Luftballons dran, was sehr süß aussieht. Toll sind die Walks alle nicht, Lovelyn und Sabrina machen’s noch am ehesten gut.
• Dann ist die erste Ausscheidung und Sabrina fliegt raus. Ja!

2. Akt

• Stelzenshooting, natürlich wieder mit Training. Lovelyns Gesichtsausdruck beim Anblick des Stelzenmannes ist pures Gold. Sie bekommen Knieschoner aber keinen Helm. Maike: „Knie brauchst du als Model, Kopf nicht unbedingt.“ Thomas scharwenzelt wieder mal ziemlich unnötig herum. Sabrina kriegt’s ganz gut hin, Maike ist nach einer Weile ziemlich fit. Luise tut sich schwer damit und weint. Beim Shooting haben sie dann neben schwarz-weißen harlekinesken Kostümen eh Stäbe, die aussehen wie aus Venedig, an denen sie sich abstützen können. Aber sie sollen nicht wie Gondolieri schauen, meint Enrique. Har har.  Luise versemmelt’s ziemlich, sie wankt sehr unsicher auf ihren Stelzen herum und posiert nicht viel. Allerdings fotografiert Enrique auch nicht viel, und wenn, dann sind es schiefe Schüsse von viel zu weit unten. Immerhin hat er den Objektivdeckel ab. Lovelyn wackelt auch etwas, versucht aber zumindest zu posieren. Maike hingegen ist 1A, sie wirbelt den Stab wie in einer Marschmusikkapelle und haut damit fast Lovelyn um. Dann sind sie noch mal zu dritt, Maike und Lovelyn lehnen aneinander, Luise steht etwas abseits. Sogar Thomas merkt, dass es langweilig ist.
• Walk mit dem „Roboter“ Titan the Robot: Mein Lieblingswalk. Der Roboteranzug sieht ziemlich geil aus und die Mädchen tragen dazu naturgemäß silberne, verspiegelte Badeanzüge mit Madonna-Titten, wie man das in der Zukunft so tut. Luise ist sehr spielerisch mit ihm, vom Typ her passt das Outfit zu Maike am besten und sie schäkert richtig mit ihm.
• Maike erzählt, dass sie sich anfangs vor dem Roboter gefürchtete hätten, weil sie nicht gecheckt hätten, dass da ein Mensch drin steckt. Ach, wären die Robotik und die künstliche Intelligenz doch schon so weit fortgeschritten, dass man sich mit Robotern am Catwalk intelligent unterhalten kann!
• Bei der 2. Ausscheidung fliegt Luise raus. Schade, aber nach der Stelzennummer zumindest irgendwie verständlich. Spannender ist, dass während der Ausscheidung zwei Frauen die Bühne stürmen und die Jury blitzen, bevor sie von den Security-Menschen runtergezerrt werden. Am nächsten Tag erfahr ich, dass das Femen-Aktivistinnen waren, die „Heidi Horror Picture Show“ und noch was auf ihre Oberkörper geschrieben hatten. Coole Sache –  vielleicht war das Cosmopolitan-Motto, das die Cosmo-Frau letzte Woche beim Shooting „fun, fearless, femen“ ausgesprochen hat, ja gar kein Versprecher... ;)

3. Akt

• Tanz mit Psy: Erst wird groß die ganze Choreo einstudiert, was gar nicht gut läuft, letzten Endes machen sie dann aber nur ein Minimalprogramm – da hat wohl das Training so richtig nicht geklappt. Mit Psy auf der Bühne sind dann doch seine regulären Tänzer/innen. Der Einmarsch der „Top 24“ zu ihrer Langweilerchoreo gilt gleichzeitig der „legendäre Top 24-Walk“, der per Zuschauervoting von Anna Maria angeführt wird, von der man so gut wie nichts sieht. Wirklich geil tanzen hier nur Psy (der wenigstens nicht mal so tut als würde er das live singen) und seine Truppe.
• „Disco-Dancing-Fotoshooting“, als Überraschung eingeschoben (sprich angeblich nicht mit den Mädchen geübt oder angesprochen) und wohl extra dazu gedacht, Lovelyn einen klaren Vorteil zu schaffen, denn wer hier besser tanzt, ist ja wohl klar. Maike gibt sich aber ordentlich Mühe. Enrique kriegt den Mund nicht mehr zu und tanzt mit, heizt das Publikum an und vergisst dabei aufs Fotografieren. Sogar Heidi fällt das auf. Der Verdacht, dass er betrunken ist, kommt mir nicht zum ersten Mal.
• Die Bilder, die hinten eingeblendet werden, sind furchtbar schlecht, die halbe Zeit ist nur ein halbes Mädchen im Bild. Die Kritik ist – nun ja, kritikwürdig. Thomas: „Maike (...) hat alles gegeben und es sah auch mitunter gut aus.“ Enrique: „Beide haben’s toll gemacht aber bei Lovelyn müsste ich wahrscheinlich so einen Herzapparat haben, ich krieg einen Herzinfarkt...“ – „Ja, das war nur, weil das die Zweite war und du warst schon so angestrengt von der Maike vorher“, greift Thomas ein, bevor’s strafrechtlich relevant werden kann.
• Am Ende dürfen sie dann noch einstudierte Reden vortragen (oder ist da ein Teleprompter?), bei denen sie richtig fett in die Eigenlobkiste greifen. „Nicht umsonst hat Heidi mich Baby Beyoncé getauft,“ sagt Lovelyn. Leise Klaviermusik spielt, die dunkle Halle ist erhellt vom Schein tausender Handydisplays. Dann darf Maike auch noch mal. „Ach Gott! Krasser Mist“, fängt Maike an. Sie stammelt zwar rum, klingt dafür aber viel authentischer als Lovelyn, die das offenbar auswendig gelernt hatte. Aber das Eigenlob darf natürlich auch hier nicht zu kurz kommen.
• Wir kriegen die beiden Cosmopolitan-Covers zu sehen. Maike hat ein cooles Foto in der Tarnjacke / Omaunterwäsche-Kombi (echt, was ist los mit diesen Maxischlüpfern? Bei den heutigen Walks waren auch wieder einige dabei – zuletzt in Maikes silbernem Body im 3. Akt). Lovelyn hat ein Bild im goldenen Rock und dem Top, also ohne die Samurai-Jacke, sieht aber von der Pose her ein bisschen langweilig aus. Aber gut, davon könnt ihr euch an jedem Zeitungskiosk selber ein Bild machen, denn natürlich gewinnt sie.

Ich bin nicht ganz glücklich, mit meinem Tipp richtig gelegen zu haben. Luise hätte ich’s gegönnt, Maike hätte es für mich am meisten verdient, denn sie hat beim Finale am ehesten wie ein Topmodel gewirkt. Aber gut, eigentlich ist ja niemandem zu wünschen, dass sie in einem Vertrag drinsteckt, aus dem sie sich erst mal rausklagen muss. Dass Sabrina als Erste rausflog, hat mich allerdings mit Genugtuung erfüllt.

Epilog

So, das war’s für heuer! Ich hab mich viel geärgert und hab die Augen so oft verdreht, dass ich gute Chancen auf den WM-Titel im Augenverdrehen habe. Ich hab mich auch köstlich amüsiert. Ob ich’s nächstes Jahr wieder schauen werde? Wer weiß. Eigentlich find ich solche Shows verwerflich und bin der Meinung, dass Jugendliche (und vor allem Kinder!) sie nicht ansehen sollten und dass viel mehr Wert darauf gelegt werden sollte, ihnen ein gesundes Körper- und Selbstbewusstsein zu geben – und dass sie eine große Bandbreite an Berufen kennenlernen sollten, bei denen es nicht um’s Aussehen geht. Und überhaupt finde ich, dass sich im Mode- und Modelbusiness so Einiges ändern sollte – nicht zuletzt eine Anpassung der Mode an realistische Maße, die der Bevölkerung entsprechen, anstatt das Umgekehrte zu erwarten.

Aber das wissen wir ja alle – und trotzdem schauen wir solche Sendungen. Ich denke, so lange man sich davon nicht in seinem Lebensstil beeinflussen lässt, bleibt es eine kleine Sünde, für die ich mich zwar geniere, die ich mir aber dennoch gönne.